Sonntag, 23. Juni 2019

Das Mensch: China, Post und die Filzviecherei

Ich habe zugesagt, auf einem Hofnachmittag einer Schäferei mit Kindern zu filzen. Mit Kindern irgendwas zu machen ist ja eigentlich genau mein Ding. Das habe ich früher schon gerne und oft getan, sogar in manchen Schulen in "Ganzweitweg".


Aber ich freue mich sehr, wenn ich wieder etwas mit Kindern machen kann. Ich filze mit Nadeln. Die sind sehr scharf und haben kleine Haken. Für kleinere Kinder ist das ziemlich doof. Es gibt Nadelhalter - aber nur ein Modell, dass eine automatische Schutzkappe hat. Andere Nadelhalter haben mehr oder weniger weit herausstehende ungesicherte Nadeln.

Einen Nadelhalter mit Schutzkappe habe ich mir mal zum Ausprobieren gekauft. Der hat weit über 10 Euro gekostet - in Deutschland. Um mit Kindern zu filzen, brauche ich davon aber mehrere. Das günstigste Angebot dafür kommt aus China. Bestelle ich dort einen, kostet der Versand nichts. Bestelle ich dort mehrere, wird der Versand ganz schön teuer.

Aber warum ist das so? Es gibt einen "Weltpostverein" und der hat vor Jahrzehnten China als "Entwicklungsland" eingestuft. 1874, als das passiert ist,  war China tatsächlich noch ein armes Land, dass gucken musste, wie es seine Wirtschaft aufbaut. Damit konnte China sein Porto sehr günstig gestalten und Fördergelder bekommen.  Damals gab es nicht viel Post von China nach Deutschland, weil Ferntransporte und Fernreisen sehr aufwändig waren.

China ist schon sehr lange kein Entwicklungsland mehr. Jährlich kommen rund 100 000 000 (in Worten: Einhundert Millionen) Sendungen von dort nach Deutschland.  Hierwerden sie nach einer Zollprüfung überwiegend ganz normal weitergesendet. Ein Beispiel: Wenn wir in Deutschland für einen einfachen Brief (derzeit noch) 70 Cent bezahlen müssen, dann sagt die Post: Das Geld brauchen wir, damit unsere Kosten gedeckt sind!

Nun kommen Millionen Sendungen aus China. Deren Transportaufwand ist so hoch wie der vom Inlandsbrief. Durch den Zoll noch höher. Dafür bekommt die Deutsche Post nur wenige Cent pro Brief. Vielleicht 2 oder so. Das ist nicht so wirklich fair - oder?
Wenn die Post sagt: "Wir müssen das Porto erhöhen!", dann liegt das auch daran, dass einfach unglaublich viel Post aus China verteilt werden muss, die enorme Kosten verursacht. Laut Weltpostvertrag MUSS die Deutsche Post die billigen Sendungen aus China zustellen.

Deshalb hat der Weltpostverein beschlossen, die Einstufung zu ändern. Schon seit 2018 könnten die chinesischen Versender Versandgebühren für die kleinen Einzelsendungen verlangen. Das tun sie aber nicht. Auch der Deutschen Post steht nun die Möglichkeit offen, dann zumindest Nachporto zu verlangen. Tut sie nicht.

Das "Kinder-Bekasper" ist auch für Familien, die wenig Geld haben. Da ich selbst ja auch nicht so viel habe, muss ich zusehen, die notwendigen Sachen dafür günstig einzukaufen. Das würde wohl jeder so machen. Ich finde es ziemlich doof, wenn jetzt viele einzelne Umschläge mit jeweils einem Nadelhalter kommen. Es ist für die Post doof, für den Zoll doof und für die Umwelt doof. Aber es gibt nur diesen einen sicheren Nadelhalter - und wenn ich den von einer deutschen Firma kaufe, dann kommt der auch aus China. Nur dass der dann vier bis fünf mal so viel kostet.

Aber: irgendwann werden all diese China-Sendungen auch teurer. Und die Deutsche Post bekomme mehr Geld von China. Damit wären dann die Kosten besser gedeckt. Glaubt ihr, dass die Post dann sagt: "Wir senken das Porto wieder, weil wir mehr Geld aus China bekommen!"? Ich glaube nicht. Ich glaube noch nicht einmal, dass die Post dann sagen würde: "Super, jetzt können wir alle Zusteller gleich gut bezahlen, wir haben dafür das Geld!".

Wenn IHR Kindern (und euch) die Möglichkeit gebe wollt, selbst mal zu filzen, dann meldet euch bei mir! Ich habe demnächst eine Kleingruppenausstattung zusammen und würde mich freuen, die einsetzen zu können!













weiter geht´s im Sauseschritt...