Montag, 14. Oktober 2019

Als wir vor und auf die Anker gegangen sind

Weihnachten sind wir ja meistens beim Rest der Familie. So auch letztes Jahr. Weil sie dabei dann noch ergeben hat, dass wir ein paar Sachen für den Neustart einer jungen Mutter abgeben konnten, waren wir in Barßel. Das ist im Cloppenburger Land, ziemlich weit weg und ich war vorher auch nur einmal vor ein paar Jahrzehnten da. Denn dort wohnte Ingeborg vom Frauengesprächskreis. Einer der beeindruckendsten Frauen, die ich je kennen lernen durfte! 



In Barßel haben wir dann bei echt schlechten Wetter mit den Filzviechern das Ehrenmal am Hafen besucht. Das Ehrenmal wurde 1982 dort aufgebaut und ist ein Denkmal für alle Seeleute, die auf See geblieben sind. Wenn man in Norddeutschland unterwegs ist, dann sieht man viele Anker. In Brake ist statt einem Kreuz sogar ein Anker auf der katholischen Kirche. Anker waren schon früh ein Symbol der christlichen Hoffnung. 


Das Ehrenmal hat vier verschiedene Anker. Davon sind drei sogenannte "Patent-Anker". Wenn ihr irgendwo ein Schiff seht, dass einen sichtbaren Anker hat, dann ist dass meistens so einer. Die beiden Ankerseiten mit ihren breiten Spitzen nennt man übrigens "Flunken". Wenn ein Anker auf dem Meeresboden landet, dann graben sich diese Flunken in den Boden ein und halten so das Schiff. Der andere ist ein "Stock-Anker". Stock-Anker haben über den Flunken noch einen Querstab - auf dem Foto liegt er hinten. 

Ankern ist irgendwie eine Wissenschaft für sich, denn es gilt ganz schön viel zu beachten. In der Seeschifffahrt wird die Länge der Ankerkette übrigens nicht in Meter angegeben, sondern in Schäkel. Das hat damit zu tun, dass Ankerketten in etwa 25 Meter langen Stücken dann durch einen (helleren) Schäkel miteinander verbunden sind. So kann besser die Länge bestimmt werden, zzum Beispiel "Vier Schäkel Länge!". Wenn ein Schiff ankert, muss der Anker waagerecht auf dem Grund liegen, um sich eingraben und das Schiff halten zu können. Deshalb sind Ankerketten auf Seeschiffen auch schon mal über 400 Meter lang! Irre - oder? So ein Anker wiegt auch schon mal bis zu 20 Tonnen. 


Die kleineren Schiffe haben natürlich leichtere Anker und oft Ankertaue - die können ja auch dichter an Land fahren - aber da Anker halt auch durch ihre Gewicht funktionieren, sind hier dann oft auch Zusatzgewichte nötig, damit der Anker überhaupt seine Funktion erfüllen kann. 


Neben den Ankern gibt es mittlerweile noch Fahrwassertonnen und Fahnenmasten, die ein bisschen die Schifffahrt erklären - und die Gaststätte dort am Hafen sieht aus wie ein Raddampfer.  




Fahrwassertonnen zeigen die Grenzen der Fahrrinne auf, man muss also immer zwischen  den Tonnen fahren um genügend Wasser unter dem Kiel zu haben. Je nach Seite gibt es Fahrwassertonnen die rot und spitz sind - oder welche, die grün und stumpf sind. Ein bisschen seht ihr das auch noch auf dem Bild. 

Falls ihr mal auf einer der Ostfriesischen Inseln oder dort an der Küste seid, dann guckt euch mal die alten Grabmale auf den Friedhöfen an. Mitunter findet man dort Kapitänsgrabsteine und die sind einfach ergreifend. Mitunter steht dort auch etwas vom "Blanken Hans" drauf. So wird die Nordsee bei stürmischer See genannt. Der Blanke Hans wird auch in Liedern besungen, so z. B. von Santiano (klick mich ich bin ein Link). 

Ich denke, jede Landschaft hat früher durch dort typische Beschäftigungen den Schlag Menschen dort geprägt. Egal ob Moorkolonisten, Seefahrer, Fischer, Bergleute, Senner, Landwirte oder was auch immer... das ist echt eine Entdeckung wert! 


weiter geht´s im Sauseschritt...