Freitag, 18. Oktober 2019

Von Polychrom, Drachenaugen und Blendern...



Da ich im Moment wieder mehr zeichne und male, möchte ich hier mal auf Buntstifte eingehen. Denn oft höre ich: „Buntstifte sind ja nur was für Kinder!“. Stimmt nicht. Wer das sagt, der hat einfach nie wirklich gelernt, mit den Dingern umzugehen. Wahrscheinlich hat er auch nie gute Stifte, sondern eher so „billig reicht völlig aus!“-Stifte.

Schatzkiste


Zeichnen ist vor allem: üben, üben, üben und lernen. Das wird gerne vergessen, besonders das Letztere. Natürlich kann man etwas 100 Mal wiederholen - und den Effekt haben, dass das 100. Bild nur unwesentlich besser ist als das 1. Bild. Also übt und lernt dabei.

Wenn ihr Kinder habt, dann korrigiert sie nicht bis zum erbrechen oder macht die Bilder mies. Ihr wollt das für euch ja auch nicht. Seht zu, dass eure Kinder Papier haben und gute Farben (klick mich, ich bin ein Link). Weniger aber gut ist da echt viel mehr! Verschont eure Kinder mit vielen Malbüchern in grottenschlechter Qualität, das ist auch rausgeworfenes Geld. Was viel spannender ist: Ein Stapel Druckerpapier und dann sucht ihr euch im Haushalt ganz verschiedene Formen und malt deren Umrisse auf Papier. Daraus etwas zu entwickeln fördert die Kreativität, die meisten Malbücher hemmen sie. 

Mir sind aus meiner Kindheit so zwei prägende Szenen im Gedächtnis geblieben: Bei der ersten bin ich etwa 4 - 5 Jahre alt. Meine Mutter hat damals in einem Zoorestaurant gearbeitet, was unter anderem bedeutet hat, dass wir fast jeden Sonntag im Zoo waren. Es war echt klasse! Auch wenn die Haltungsbedingungen damals alles andere als toll für die Tiere waren . Früher gab es noch diese kleinen Kellnerblöcke und ich habe in dem Restaurant auf einem mit Kuli gemalt und zwar ein Pferd mit Stuhlbeinen. Das Bild wurde ganz stolz herumgezeigt und ich wurde sehr gelobt.

Die andere Szene war, als ich in der 5./6. Klasse war und meine Mutter in die Schule zitiert wurde. Weil ich alle Hefte vollgemalt habe. Also neben den Matheaufgaben waren immer noch irgendwelche Zeichnungen, meistens Pferde und das fanden die Lehrer eher so semi. 

Das Drachenauge, wie man es wohl "normal" eher malen würde. 1 - 2 Farbschichten

Wenn mir also irgendwann irgendwer mit „so gut wie du möchte ich auch zeichnen können!“ gekommen ist, hatte das immer auch damit zu tun, dass ich das mache, seit ich mich dran erinnern kann. Auch, dass ich mich durch viele Bücher gelesen habe, wo es um Aufbau, Proportionen und Co ging. Es wird auch immer Menschen geben, die viel besser als ich sind – aber das ist halt kein Grund, zu sagen: „So gut werde ich sowieso nie, ich höre auf!“. Übt. Immer wenn ihr könnt. Und wenn es kleine Drudel sind, Einzelheiten, Kringel oder was auch immer. Völlig egal – ihr müsst einfach so oft wie möglich einen Stift benutzen. Wartezeiten, Freistunden, beim Fernsehen, beim Essen, Reden, Musik hören... völlig egal. Übt einfach und beim Üben ist der Stift völlig egal, sofern er malt.

Also – wer gerne zeichnet: Besorgt euch GUTE Stifte! Egal ob Bleistifte in verschiedenen Härtegraden oder Farbstifte. Falls ihr in der Grundschule dicke Lyra-Stifte hattet, denkt nie: „Das sind jetzt Kleinkindertifte, die können weg!“. NIE. Lyra-Stifte sind absolut toll und ich habe die alten Stifte meiner Kinder zum Teil heute noch in meiner Buntstiftkiste und nutze sie! Wünscht euch also lieber wenige und dafür hochwertige Farbstifte – auch wenn viele Leute sagen: „Bist du blöd? 3 Euro für einen Buntstift???!!!“. Ich habe z. B. von Faber-Castell die Polycromos, die gibt es in vielen Zeichenbedarfsläden als Sets oder Einzeln. Immer, wenn ich konnte, habe ich mir ein paar Stifte dazu gekauft. Es gibt ungefähr 120 verschiedene Farben, ich habe mittlerweile etwa 80 Stück davon. 

Das Drachenauge mit mehrere Farbschichten

Gute Stifte sind nicht knallhart, sondern haben einen guten Wachsanteil. Der bindet die Farben gut, lässt sich gut auftragen und sorgt dafür, dass die Mine beim Anspitzen nicht wegbricht. Die Mine ist bei guten Stiften voll verklebt. Das heißt, in der Holzhülle aus gutem Holz ist ein durchgehender Klebefilm, der die Mine hält. Dann kann sie nicht rausrutschen, falls sie mal brechen sollte! Das habt ihr aber bei vielen billigen Stiften. Die fallen runter, die Mine bricht, rutscht raus und der Stift ist halt Müll.

Heute sind dann zwei „Splender“ gekommen. Splender bzw. Blender sind farblose Stifte, die Farbaufträge miteinander verreiben und dem Bild dann einen sanften Schimmer geben. Da ich letztens einen Eisvogel gemalt habe, der aus ganz vielen Farbschichten besteht, wollte ich das Bild noch mit einem Splender bearbeiten, um einfach auch einen leichten Schimmer hinzubekommen. Aber erst einmal habe ich den beim Drachenauge ausprobiert, das ich heute morgen gezeichnet habe:

Drachenauge mit Splender und etwas Grün. 

Was man leider echt schlecht erkennt ist, dass die Farben viel satter werden.

Das ist der Splender / Blender :-)


Und warum steht das jetzt bei den Filzviechern? Ganz einfach: Weil das Üben mir auch sehr beim Filzen hilft! Wenn ich ein Auge gut zeichnen kann, kann ich Augen auch besser Filzen, weil es ja letztlich mitunter auch "zeichnen mit Wolle" ist. Ihr wisst nie, wozu ihr irgendwann mal die Dinge, die ihr im Laufe des Lebens gelernt habt, brauchen könnt. 















weiter geht´s im Sauseschritt...